Motivationsgespräch – ein erster Schritt zur Veränderung

Ein Motivationsgespräch ist ein strukturierter, wertschätzender Dialog, der suchtbelasteten Mitarbeitenden hilft, ihre Situation zu reflektieren und eigene Veränderungsimpulse zu entwickeln – ohne Zwang, sondern auf Augenhöhe.

In meiner Arbeit als betriebliche Suchtberaterin kombiniere ich das Konzept des Motivational Interviewing mit meiner Ausbildung als Mediatorin, um Ambivalenzen professionell aufzufangen und Veränderungsbereitschaft zu fördern.

 

1. Vertrauensvoller Gesprächseinstieg

Jedes Gespräch beginnt mit dem Aufbau eines sicheren Rahmens. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen, Sorgen ernst zu nehmen und den Druck herauszunehmen.

Typische Gesprächselemente:

  • Ansprechen von Beobachtungen im betrieblichen Alltag (z. B. vermehrte Fehlzeiten, Leistungsabfall)
  • Einladung zum offenen Gespräch ohne Vorwurf oder Bewertung
  • Klärung der Gesprächsziele und Vertraulichkeit

2. Die Sichtweise der betroffenen Person verstehen

Ich nehme mir Zeit, die Perspektive des Mitarbeitenden zu verstehen – ohne zu interpretieren oder zu drängen. Ziel ist es, eine Gesprächsatmosphäre zu schaffen, in der Ehrlichkeit möglich ist.

Fragen könnten sein:

  • „Wie erleben Sie Ihre aktuelle Situation?“
  • „Was belastet Sie im Moment besonders?“
  • „Wie sehen Sie Ihren Umgang mit Alkohol, Medikamenten oder anderen Substanzen?“

3. Ambivalenzen erkennen und Veränderungsbereitschaft stärken

In meiner Rolle als Suchtberaterin und Mediatorin liegt mein Fokus auf dem respektvollen Umgang mit inneren Widersprüchen: Viele Betroffene erleben gleichzeitig das Bedürfnis nach Entlastung – und den Wunsch nach Veränderung.

Mit meinem mediativ geprägten Gesprächsstil helfe ich, diese Ambivalenzen sichtbar zu machen und zu sortieren. Durch gezielte Fragen, aktives Zuhören und das Spiegeln zentraler Aussagen entsteht Raum für Klarheit und Eigenmotivation.

Typisch für diesen Gesprächsteil:

  • Klärung von „Ich müsste etwas ändern – aber…“-Situationen
  • Gemeinsames Sortieren widersprüchlicher Gefühle und Gedanken
  • Aktivierung der eigenen Ressourcen und Handlungsspielräume

4. Möglichkeiten aufzeigen, ohne Druck auszuüben

Ich informiere über konkrete Unterstützungsangebote – sowohl innerhalb des Unternehmens als auch bei externen Fachstellen. Wichtig ist mir dabei, die Selbstverantwortung des Betroffenen zu achten.

Mögliche Impulse:

  • „Möchten Sie, dass ich Ihnen einen vertraulichen Kontakt zu einer externen Beratungsstelle herstelle?“
  • „Was würde Ihnen aktuell helfen, den nächsten Schritt zu gehen?“

5. Positiver Gesprächsabschluss

Ende des Gesprächs werden gemeinsam mögliche nächste Schritte formuliert – ganz im Sinne eines freiwilligen und realistischen Veränderungspfads.

Typische Abschlussfragen:

  • „Was nehmen Sie aus diesem Gespräch für sich mit?“
  • „Gibt es etwas, das Sie gerne konkret verändern möchten?“
  • „Wobei wünschen Sie sich Unterstützung – und was möchten Sie selbst tun?“

Fazit:

Ein Motivationsgespräch ist kein therapeutischer Prozess – aber oft der erste und entscheidende Schritt in Richtung Veränderung. Es stärkt Eigenverantwortung, eröffnet Perspektiven und zeigt, dass niemand mit seiner Situation allein gelassen wird.